Theaterklasse
Was ist eine Theaterklasse?
Die rechtlichen Grundlagen und Rahmenbedingungen zum Aufbau einer Theaterklasse finden sich unter folgendem Link.
⇒ https://www.isb.bayern.de/download/20354/bereit_fuer_theaterklassen_internet.pdf
Wie ist der Stundenplan einer Theaterklasse?
Die Theaterklasse hat zwei Unterrichtsstunden „Theater“ in ihrem Stundenplan stehen. In diesen Stunden werden vor allem theaterpädagogische Grundlagen erlernt und geübt.
Die Schüler lernen Techniken, ihren Körper und ihre Stimme einzusetzen. Diese Techniken werden dann beispielsweise im Deutschunterricht umgesetzt.
Außerdem gestalten die Schüler zweimal im Jahr zu einem wesentlichen Teil die Schulmusicals mit. Sie schreiben die Texte und gestalten die Szenen. Auch diese Arbeiten werden hauptsächlich in den Theaterstunden durchgeführt.
Bei uns an der Lessing-Mittelschule führen wir seit dem Schuljahr 2019/2020 die Theaterklasse im Rahmen der Ganztagsbeschulung.
Was bringt einem Kind der Besuch der Theaterklasse?
Persönliche Kompetenz/ Methodenkompetenz
- Die Schüler lernen laut und deutlich vor einem Publikum zu sprechen (wichtig u.a. im Hinblick auf Referate/ Vorstellungsgespräche).
- Die Schüler probieren eigene Ideen aus.
- Die Schüler lernen ihre eigenen Fähigkeiten zu schätzen und erfahren Wertschätzung.
- Schüler, die noch Defizite in der deutschen Sprache haben, lernen spielerisch „Deutsch“ zu sprechen.
- Die Schüler lernen ihren Körper als „Instrument“ zu benutzen und Haltungen einzunehmen.
Sozialkompetenz
- Vorurteile werden abgebaut, Toleranz und Akzeptanz gefördert.
- Die Klassengemeinschaft wird gestärkt.
Fachliche Kompetenz
- Die Schüler setzen sich spielerisch mit Inhalten in den Fächern Deutsch, Englisch, GPG/ GSE und WiB auseinander.
- Die Schüler bekommen einen neuen Zugang zu Texten.
- Die Schüler lernen die Berufe und Prozesse im Stadttheater kennen, was ihnen sowohl kulturell als auch im Hinblick auf eine mögliche Praktikumswahl viele Vorteile bringen kann.
Genauere Erläuterungen zu den oben genannten Punkten:
Persönliche Kompetenz/ Methodenkompetenz
Der Besuch einer Theaterklasse hat das Ziel, die persönliche Entwicklung eines Kindes zu fördern: Die Kinder schlüpfen immer wieder in andere Rollen, probieren sich aus, entdecken ungeahnte Fähigkeiten und werden spielerisch darin bestärkt, laut und deutlich vor anderen zu sprechen, was sich sowohl im Hinblick auf Referate und Präsentationen als auch mit Sicht auf spätere Bewerbungs- und Vorstellungsgespräche positiv auswirkt. Schüler, die noch Defizite im Umgang mit der deutschen Sprache haben, erfahren durch das Theater ein Mittel ohne Sprache oder mit Hilfe einer „Gromolo-Sprache“ zu kommunizieren, sich auszudrücken und Teil der Gemeinschaft zu sein. Nach und nach werden diese Techniken dann durch Wörter, Ausdrücke und Sätze ersetzt. Diese Kinder lernen Deutsch spielerisch mit viel Freude und ohne Ängste, Fehler zu machen. Denn „Fehler“ gibt es beim Theaterspielen nicht. Hier beherrscht die Kreativität, die Spielfreude und die Gemeinschaft die Bühne. So dass sich die theaterpädagogische Arbeit auch bestens für Inklusionsklassen eignet. Hier findet jeder immer wieder eine neue Rolle im Rahmen seiner Interessen und Stärken, unabhängig von jeglichem Leistungsgedanken. Dadurch dass man beim Theaterspielen „fremden“ Menschen nicht nur begegnet, sondern ihre Perspektive einnimmt, werden Vorurteile abgebaut und Toleranz und Akzeptanz gefördert.
Meist steht am Ende einer Übungs- und Erarbeitungsphase eine Inszenierung. Im Rahmen einer Aufführung ist es dabei wichtig, dass niemand zum Spielen vor Publikum „gezwungen“ werden darf, denn Theater spielen soll Spaß machen und auf keinen Fall verängstigend wirken. Nicht jeder Schüler ist daran interessiert, eine Hauptrolle vor 400 Schülern zu spielen. So gilt es, den Schülern von Beginn an zu signalisieren, dass im Rahmen einer Theaterklasse zwar jeder das Rollen spielen üben sollte, gerade im Hinblick auf eine Aufführung jedoch auch Aufgaben wie die des Technikers, des Souffleurs oder des Kulissenbauers zu besetzen sind, die ebenso wichtig sind wie die der Schauspieler und wesentlich zum Gelingen der Aufführung beitragen.
Sozialkompetenz
Durch die Arbeit in der Klassengemeinschaft wird das soziale Gefüge positiv gestärkt. In immer wieder neuen, oft improvisierten Szenen lernen die Schüler, dass auf der Bühne jeder für den anderen da sein muss. In Vertrauensübungen erfahren sie, wie wertvoll es ist, von einer Gemeinschaft aufgefangen zu werden und Teil eines solchen Gefüges zu sein. Dadurch, dass die Szenen einer Inszenierung mit den Schülern gemeinsam erarbeitet werden, fördert nicht nur die gemeinschaftliche Arbeit, sondern auch das zusammen erarbeitete Produkt das Gemeinschaftsgefühl. Da ein Stück und eine damit verbundene Aufführung immer auch einen Teil von einem selbst und einen Teil der Gruppe darstellt, den die Schüler präsentieren und applaudieren lassen, erhalten sie ein direktes Feedback und zumeist eine große Wertschätzung ihrer Leistung.
Fachliche Kompetenz
Es können Unterrichtsinhalte wie Lektüren im Fach Deutsch oder gesellschaftliche Situationen im Fach GPG/GSE durch das „Erspielen von Situationen“ erfahren werden, was wiederum das Verstehen, die Auseinandersetzung mit Inhalten und das Lernen fördert. Dadurch, dass sich Schüler mit Texten auf eine kreative Art auseinandersetzen, Sätze streichen, umformulieren, vereinfachen und neu schreiben, verlieren sie die Scheu vor der Arbeit mit Texten und erfahren einen ganz neuen literarischen Umgang.
Im Rahmen der Theaterklasse werden wir eng mit dem Stadttheater Ingolstadt zusammenarbeiten, wir werden Inszenierungen und Proben besuchen, diese mit den Schauspielern und Regisseuren reflektieren und Entstehungsprozesse begleiten. Nicht selten kommt es außerdem vor, dass das Stadttheater auch als Ausbilder und Arbeitgeber eine Rolle spielt. Da die Schüler über drei Jahre hinweg nicht nur einen intensiven Einblick in den Beruf der Schauspieler, sondern auch in die Aufgabenfelder der Licht- und Tontechniker, Bühnenbildner etc. bekommen. Im Rahmen des Schultheaterfestivals erhalten erfahrene Schüler sogar die Möglichkeit, unter Anleitung bereits selbstständig die Technik des Stadttheaters zu bedienen und praktische Erfahrungen in allen Bereichen zu sammeln.
Zusammenfassend steht bei aller theaterpädagogischen Arbeit immer der Spaß im Vordergrund. Die Schüler sollen Freude daran haben, mit Sprache zu experimentieren, den eigenen Körper als Instrument zu nutzen, Rollen auszuprobieren und mit Texten zu arbeiten, so dass das Ziel immer der Prozess und in erster Linie nicht die Aufführung ist. Wenn sich durch all diese Kreativität jedoch eine tolle Inszenierung ergibt, die einen tosenden Applaus zur Folge hat…umso besser 🙂
Nicole Kleinschmidt, Klassenleiterin der Theaterklasse
Als Download: ⇒ Informationen über die Theaterklasse